Wer hat schon eine Achterbahn im Garten? Dieser Hauch von Europa-Park zieht derzeit in einem Privatgarten in Zell-Weierbach auf. Da wächst eine Holzkonstruktion für rasante Abfahrten empor. Der Baumeister: David Moßmann, gerade mal 14 Jahre jung! Von: Regina Heilig Offenburg-Zell-Weierbach. Am Anfang stand ein Dialog, wie es ihn in deutschen Familien jeden Tag tausendfach geben dürfte: »Sitz nicht so viel vor dem Computer!«, ermahnte Gabi Moßmann ihren Ältesten. Was also tun, wenn man wie David Moßmann so gern am Bildschirm den Europa-Park nachbaut und wenn »Achterbahn-Designer« nun mal zu den absoluten Lieblingsspielen gehört? »Das kriegst du nie hin« Als der Filius die Idee, in Sachen Achterbahnbau von der virtuellen in die reale Welt zu wechseln, seinem Vater Johannes Moßmann vortrug, winkte dieser erst mal ab: »Das kriegst du im Leben nicht berechnet!«, warnte der erfahrene Holzbau-Fachmann. Aber: »Das wollen wir doch mal sehen«, dachte sich der unternehmungslustige Sohn. »Achterbahn-Designer« warf die Maße aus, mit Auto-Cad berechnete der Schüler der Erich-Kästner-Realschule die jeweils 90 Zentimeter langen Steckteile, die er nun nach und nach in der väterlichen Werkstatt selbst herstellt und Stück für Stück in Eigenregie montiert. Nach einer Bauzeit von drei Monaten – insgesamt wird er ein Jahr zu tun haben – ist er inzwischen in der luftigen Höhe von einigen Metern angekommen. Was Mutter Gabi schon wieder Sorgen bereitet. »Sie findet das gefährlich«, wundert sich David. Praktische Unterstützung jedoch findet der junge Konstrukteur bei seiner zwölfjährigen Schwester Lisa, die ab und zu kleine Teile fertigt oder beim Aufstellen der Stützen – der kniffligsten Arbeit – mithilft. Vater Johannes Moßmann ist mit dem Projekt seines Sohnes mittlerweile längst einverstanden. »Er meint jetzt, dass es gut ist, weil ich eine Menge lerne – Rundbauten sind nämlich am schwierigsten zu berechnen«, hat David festgestellt. Für die Beschaffung des Materials – die Bahn besteht gänzlich aus Holz und Schrauben – haben die Generationen einen Tauschhandel vereinbart: Bauholz gegen Mitarbeit in der heimischen Werkstatt. Er gerät ins Schwärmen So gelassen – oder »cool«, wie es in der Jugendsprache heißt – David Moßmann das Interesse an seinem Projekt grundsätzlich aufnimmt, so sehr gerät er ins Schwärmen, wenn die technischen Details zur Sprache kommen: »Die Bahn wird etwa 100 Meter lang werden. Bei einer Höhendifferenz von mehreren Metern und einem Gefälle von maximal 69 Grad kann eine Geschwindigkeit von 45 bis 52 Stundenkilometern erreicht werden.« Betrieben wird die Achterbahn ganz ohne Strom: Mit einem Flaschenzug wird die etwa 70 Kilogramm schwere Gondel für jeweils eine Person auf den höchsten Punkt gezogen – und ab geht die Post! Der Öffentlichkeit wird die Bahn im Garten von Davids Tante Doris allerdings für immer tabu bleiben: Für diese Marke Eigenbau gibt’s nämlich auf der ganzen Welt keine TÜV-Plakette. Und so dürfen nur Familienmitglieder und Freunde einsteigen – auf eigene Gefahr! |