Der 14-Jährige redet nicht viel. Lieber hilft er beim Abbau. »Der Presserummel war etwas viel für ihn«, erzählt Mutter Gabriele Moßmann. Seit die Geschichte bekannt geworden ist, haben sich Radiosender, Fernsehteams und Zeitungen die Klinke in die Hand gegeben. »Von 40 Anrufen waren vielleicht zwei bis drei für uns, der Rest für David«, erinnert sich seine Mutter.
Das Achterbahnfieber hat David vor zwei Jahren im Europa-Park gepackt. Damals war er zum erstenmal im Park. »Verstärkt wurde das Fieber dann, als wir ihm ein Computerspiel geschenkt haben, in dem es um den Bau von Achterbahnen geht«, erzählt Gabriele Moßmann weiter. David saß oft am PC, doch längst arbeitete er an den Berechnungen für eine echte Achterbahn.
Dann stand David ständig in der Werkstatt. Drei Meter Höhe hat ihm sein Vater Johannes Moßmann erlaubt und ihn auf das Grundstück seiner Tante geschickt, eben jene 700 Meter von der Schreinerei entfernt. Anfangs arbeitete David nur mit Abfallstücken. Doch irgendwann waren die zu kurz. »Er hat immer auf Lieferungen von Fensterholz gewartet, das waren verleimte Kanteln aus Kiefer«, erzählt seine Mutter.
Der Sohn »beschlagnahmte« sie, sein Vater musste Holz nachbestellen, um seinen Lieferverpflichtungen nachzukommen. In der Werkstatt baute David dann ein Element ums andere zusammen. Jedes hat er dann mit dem Fahrrad aufs Feld der Tante transportiert. »Ich weiß nicht, wie oft er unterwegs war: Ich habe zwei Pick-Up-Ladungen nur Abfall weggeschafft«, staunt seine Mutter.
Die Achterbahn wurde längst höher als drei Meter, und als David für 1000 Euro Holz verbaut hatte, war erstmal Schluss. »Ab in die Werkstatt und schaffen«, hieß es. Das tat David so lange, bis er die Hälfte abgearbeitet hatte. Dann ging er wieder auf seine Baustelle. Erst hatte er die Stützen aufgebaut, dann sattelte er Element um Element drauf und baute einen Wagen. »Der hat fast zwei Zentner«, sagt David stolz und guckt den Zimmerleuten beim Wegschleppen zu.
Überhaupt gibt er den Experten Tipps. »Achtung, jetzt müsst ihr aufpassen, jetzt kommt das schwerste Stück«, sagt er, als sich die Zimmerer daran machen, einen Teil der Schienen abzutragen.
Wie er ohne Gerüst die schweren Holzeile in die Höhe wuchten und verschrauben konnte, ist selbst den Experten ein Rätsel. David erklärte, dass er viel geklettert ist und mit einem Seil gearbeitet hat. »Die Nachbarin hat’s gesehen und gesagt, dass sie manchmal dachte, sie braucht jetzt eine Flasche Baldrian«, schmunzelt Gabriele Moßmann. Ab und zu hat ihm auch mal seine zwei Jahre jüngere Schwester Lisa geholfen, wenn es darum ging, etwas zu halten. »Das war aber nicht viel«, betont sie.
Das Baurechtsamt der Stadt Offenburg hat schließlich dafür gesorgt, dass der Junge seine Achterbahn wieder abbauen muss. Sie stehe in einem Landschaftsschutzgebiet und sei nicht auf Sicherheit geprüft. Während Roland Fürst kein Verständnis dafür hat – »so einen Bub muss man doch machen lassen« – akzeptiert Gabriele Moßmann die Entscheidung: »Jedenfalls hätten wir nie Widerspruch eingelegt.«Dass das Baurechtsamt in der Öffentlichkeit stark kritisiert worden ist, findet Gabriele Moßmann nicht ganz in Ordnung: »Die Leute waren sehr nett, haben mit David gesprochen. Klar, da sind Tränen geflossen, aber das Baurechtsamt hat sich dafür eingesetzt, dass die Achterbahn im Europa-Park aufgestellt wird.«
Dort wird David Moßmann in der kommenden Woche zwei Tage ein Praktikum absolvieren und den großen Ingenieuren und Anlagenbauern über die Schulter schauen. Und in ein paar Wochen wird sein Werk dort aufgebaut werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest, aber er wird kommen, ganz bestimmt.